Alexander Bonde im Interview
Der Baiersbronner ist Chef der weltgrößten Umweltstiftung. Ein Gespräch über mystische Wälder und was er in seinem Leben unbedingt noch erfahren möchte.
Brrrh… ganz schön kalt. Es ist 6 Uhr in der Früh und gefühlte 10 Grad minus. Die eigentliche Temperatur ist deutlich höher. Mir ist trotzdem kalt und das nicht zu knapp. Die Nacht habe ich gemütlich in meinem kuscheligen Daunenschlafsack verbracht. Geweckt wurde ich von den ersten Sonnenstrahlen des Tages. Während Max und Uli ein paar Meter weiter noch tief und fest in ihrem Zelt schlafen, habe ich ein paar Sachen zusammengepackt und mich auf mein Mountainbike geschwungen. Uli hatte gestern Abend auf dem Weg zu unserem Trekkingplatz an einem nahegelegenen Bach eine schöne Stelle zum Baden entdeckt und gleich die Abkühlung im frischen Wasser genossen. Die gleiche Idee hatte ich nun zum Start in den Tag.
Uli, Max und ich kennen uns schon länger und wir versuchen jedes Jahr ein paar Tage zusammen beim Biken zu verbringen. Der Wunschzettel für unsere diesjährige Tour war sehr vielseitig: ein langes Wochenende Mountainbiken mit guten Trails, gutem Essen, viel Natur, etwas Wellness und das in Kombination mit Bikepacking. Im Austausch mit ein paar Freunden fiel unsere Wahl auf Baiersbronn im Nordschwarzwald. Durch das dichte und abwechslungsreiche Streckennetz hat sich die Region in Mountainbike Kreisen einen hohen Bekanntheitsgrad erarbeitet. Als Gemeinde mit der höchsten Sterneküchendichte pro Einwohnerzahl ist Baiersbronn weit über die Grenzen als Perle der gehobenen Küche bekannt. Seit ein paar Jahren gibt es dort auch mehrere Trekkingcamps, an denen die Möglichkeit besteht, legal draußen zu übernachten und die Natur zu genießen. Unser Plan steht schnell: Nach 3 Tagen Biken und 2 Nächten draußen auf den Trekkingplätzen, wollen wir unseren Kurzurlaub noch in einem Hotel mit guter Küche und einem besonderen Wellnessbereich ausklingen lassen.
Endlich ist es so weit: Wir beginnen unseren Kurzurlaub am Wellness und Bike Hotel Tanne in Tonbach. Während wir unser Gepäck für die kommenden Bikepacking Tage sortieren und die Taschen an unsere Bikes schnallen, kommt Hotelchef Jörg zu uns. Er ist genau wie seine Frau vom Bike-Virus befallen. Für die Hotelgäste führen die beiden regelmäßig Mountainbike Touren und heute wird er uns die schönsten Trails rund um Tonbach zeigen. Wir freuen uns auf den Tag und sind gespannt, was uns erwartet.
Der erste Anstieg führt uns in angenehmer Steigung auf die Bergkette oberhalb von Tonbach. Wir genießen auf einer Lichtung den Ausblick und freuen uns auf die jetzt folgende Abfahrt. Unser Trail führt uns mit angenehmem Gefälle mal in weiten, mal engen Kurven talwärts – perfekt zum Einrollen. Jetzt wird sich herausstellen, ob alles gut verstaut ist und die Gewichtsverteilung der Taschen am Bike den Fahrspaß nicht zu sehr beeinträchtigt. Im Vorfeld der Tour haben wir versucht, unser Gepäck zu optimieren und auf das nötigste zu reduzieren. Dabei haben wir bei Zelt, Isomatten, Schlafsäcken und der gesamten Ausrüstung immer auf ein möglichst geringes Gewicht und Packmaß geachtet. Unser Plan geht auf, das Gewicht ist gut verteilt und die Abfahrt macht Lust auf mehr.
Weiter geht es im steten Auf und Ab. Jörg ist in seinem Element, bergauf lauschen wir seinen Erzählungen zur Region. Er ist sozusagen Baiersbronner Biker der ersten Stunde und Teil der Entwicklung, die die Region zum Mountainbike Hotspot gemacht hat. Obwohl Baden-Württemberg nicht unbedingt als Mountainbike freundliches Bundesland bekannt ist, haben hier Tourismus, Forst und Grundbesitzer gemeinsam mit vielen lokalen Bikern an einem Strang gezogen. Das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen. Alle Strecken sind sehr gut beschildert und bei anspruchsvollen Passagen gibt es immer Umfahrungen. Jörg berichtet uns, dass das gesamte Trailnetz der Region in Abschnitte eingeteilt ist, für die lokale Biker die Patenschaft übernommen haben. Die Trailpaten pflegen diese Abschnitte regelmäßig und kümmern sich um eventuelle Wegschäden. Das merken wir auf jedem Trail. Es gibt keinen Ast, der in den Weg ragt, keine Bremswellen, keine verstopften oder beschädigten Wasserabläufe.
Langsam wird es Zeit für eine Mittagspause. Die Einkehrmöglichkeiten sind ähnlich vielfältig wie das Wegenetz. Viele Hotels und Restaurants aus der Region betreiben zusätzlich zum Hauptbetrieb noch Wanderhütten. Hier reicht das Angebot von Brotzeitplatten bis zu üppigen Mahlzeiten mit Spezialitäten der Region. Die Schwarzwälder Kirschtorte fehlt natürlich auf keiner Karte. Gut gestärkt brechen wir wieder auf und wollen noch ein paar Trails entdecken.
Bald ist auch unser Trailhunger gestillt und Jörg führt uns in Richtung Trekkingplatz. Unterwegs kaufen wir noch das Essen für den Abend ein. Es wird Folienkartoffel mit Gemüse geben und zum Frühstück Porridge mit Obst. Mit prallgefüllten Rucksäcken nähern wir uns unserem Schlafplatz.
Insgesamt gibt es zehn Trekkingcamps im Nordschwarzwald. Die einzelnen Plätze verfügen über Zeltplätze, eine Feuerstelle und ein Toilettenhäuschen – ansonsten gibt es keinen weiteren Komfort. Ausrüstung, Verpflegung und Trinkwasser müssen selber mitgebracht werden. Nach der Buchung erhält man die Informationen über die genaue Lage des Platzes, Trinkwasserquellen in der Nähe und die Zahlencodes für die Toilette und die Box mit Brennholz. Unsere gebuchten Trekkingplätze liegen nicht weit auseinander, so dass wir jeden Tag recht spontan schauen können, wie viel Zeit wir auf den Trails verbringen können.
Unser heutiger Schlafplatz liegt auf einer schönen Lichtung in unmittelbarer Nähe zu einem Bach. Genau so haben wir uns das vorgestellt. Jörg gibt uns noch Tipps für die Route am morgigen Tag, dann verabschiedet er sich und radelt zurück zum Hotel. Uli will noch schnell Baden gehen, Max macht Feuer und ich kümmere mich um Zelt und Tarp. In wenigen Minuten haben wir unser Heim für die Nacht eingerichtet und beginnen das Essen vorzubereiten. Dann lassen wir den Tag gemütlich ausklingen. Später legen wir uns angenehm erschöpft schlafen.
Nach einer erholsamen Nacht und meinem morgendlichen Kälteerlebnis, planen wir beim Frühstück die Route des heutigen Tages. Nach den ganzen Trails vom gestrigen Tag brauchen wir etwas länger zum einrollen. Das Wetter spielt wieder mit und wir radeln bei strahlendem Sonnenschein von Trail zu Trail. Unser Weg führt uns auch durch den Nationalpark Schwarzwald. An einer neuen Rangerstation erfahren wir viel über die Arbeit der Nationalpark Ranger. Auch dort werden wir Biker offen empfangen. Hier in der Region funktioniert das Zusammenspiel von Nationalparkverwaltung und Bikern genauso gut wie mit anderen Nutzergruppen. Dies ist nach unserer Erfahrung leider nicht überall der Fall. Unsere Fahrt führt uns wieder aus dem Park heraus. Auf einer der nächsten Abfahrten treffen wir Uli Burkhardt. Uli ist der Pate für diesen Streckenabschnitt und gerade bei der Trailpflege. Auf einer Aussichtsplattform mit Blick auf Baiersbronn reden wir mit Uli über seine Arbeit als Trailpate. Als Bikeguide und Fahrtechniktrainer weiß er ganz genau, wie ein guter Trail aussehen sollte. Kein Wunder also, dass sein „Walterhüttentrail“ auch einer unserer Lieblingstrails wird. Uli bietet uns seine Begleitung für den morgigen Tag an. Sein Angebot nehmen wir dankend an. Gemeinsam werden wir auf seinen Lieblingstrails zu der Endurostrecke nach Sasbachwalden fahren.
Nach dem üppigen Mahl nehmen wir im nächsten Anstieg etwas das Tempo raus. Irgendwann kreuzen wir die Schwarzwaldhochstraße und fahren Richtung Seibelseckle. Einige Tiefenmeter weiter Richtung Tal liegt unser heutiger Schlafplatz. Es gibt drei Holzplattformen zum Zelten und ein Toilettenhäuschen, alles sehr gut versteckt mitten im dichten Wald. In der Nähe befindet sich eine kleine Schutzhütte. Hier finden wir die Brennholzkiste und eine Feuerschale. Auch hier ist wieder alles mit Zahlencode gesichert. Das Flair hier ist gänzlich anders als der gestrige Platz auf der Lichtung: viel wilder, aber nicht weniger gemütlich.
Leider fehlt uns Wasser zum Kochen und Trinken. Hätten wir die Unterlagen zum Trekkingplatz genau studiert, hätten wir auch gewusst, dass die Trinkwasserquelle oben am Seibelseckle ist. Uli macht sich freiwillig auf den Weg und sammelt extra Höhenmeter. In der Zeit richten wir die Schlafplätze ein und bereiten das Essen vor. Max und Uli wählen wieder das Zelt, ich mein Tarp. Dann wird gekocht. Zum Abendessen gibt es noch ein Glas, beziehungsweise einen Faltbecher Wein und wir sitzen noch lange am Lagerfeuer. Auch die zweite Nacht unterm Sternenhimmel ist wieder sehr erholsam. Es ist immer wieder etwas besonders von den ersten Sonnenstrahlen und den zwitschernden Vögeln geweckt zu werden. Schnell hängen wir unsere Schlafsäcke zum Lüften auf und bereiten das Frühstück vor.
Auch die zweite Nacht unterm Sternenhimmel ist wieder sehr erholsam. Es ist immer wieder etwas besonders von den ersten Sonnenstrahlen und den zwitschernden Vögeln geweckt zu werden. Schnell hängen wir unsere Schlafsäcke zum Lüften auf und bereiten das Frühstück vor. Kurz nach unserem Frühstück trifft auch schon unser heutiger Guide Uli an unserem Schlafplatz ein. Viel steht heute nicht auf dem Programm, aber mit Deutschlands längstem Flowtrail und der Endurostrecke in Sasbachwalden erwarten uns zwei Highlights der Region.
Wir starten Richtung Hornisgrinde, dem höchsten Berg des Nordschwarzwalds mit 1.164 m. Oben angekommen genießen wir die herrliche Aussicht über den Nordschwarzwald. Ab jetzt geht es erstmal richtig lange bergab und unsere Freude auf die Trails steigt. Unser Weg Richtung Flowtrail beginnt alles andere als flowig. Technisch fordernd, müssen wir unsere Fahrlinie mit Bedacht wählen, um nicht aus dem Fahrfluss zu kommen. Große Felsen und Stufen machen den Weg richtig interessant. Der Untergrund hier ist ganz anders als in den letzten Tagen. Mit viel Fahrspaß holpern wir dem Flowtrail entgegen. Der Flowtrail ist dann eine wahre Erholung. Uli hat uns nicht zu viel versprochen. Nach einer langen Abfahrt kommen wir zum Start der Endurostrecke. Jetzt wird es noch ein Mal richtig spannend. Wir machen kurz Pause und konzentrieren uns. Auf der Strecke trainiert die Jugend der Region für die Endurorennen, dementsprechend geht es hier zur Sache. Auch wenn die schwierigen Passagen alle umfahren werden können, ist es eine waschechte Endurostrecke, die den Vergleich mit den Endurostrecken im Alpenraum nicht scheuen muss. Direkt am Ende der Strecke befindet sich ein großer Gasthof und hier kehren wir ein. Wir genießen unsere wohlverdiente Mittagspause bevor es nach dem Essen wieder lange bergauf geht.
Am frühen Nachmittag kommen wir im Hotel Tanne an und es beginnt für uns der sportfreie Teil der Reise. Wir freuen uns schon auf den großen Wellnessbereich und besonders auf die Baumhaussauna, von der uns Jörg schon bei der Tour berichtet hat. Am Abend lassen wir es uns gut gehen beim 5 Gänge Menü. Beim Abschlussgetränk an der Bar treffen wir Jörg wieder und stoßen auf die letzten Tage an. Der „Tannenspitz“ ist das passende Abschlussgetränk für uns und die Empfehlung des Hauses. Hausgemachter Fichtenspitzensirup und Blaubeeren werden mit Sekt aufgegossen. So verlässt uns der frische Geruch und Geschmack des Waldes auch am letzten Abend nicht. Hinter uns liegt ein gelungenes, langes Wochenende. Wir werden mit Sicherheit wiederkommen, soviel steht fest. Vielleicht beim nächsten Mal mit dem Gravel Bike oder im Winter mit Langlaufski.
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