Kulturgut

Große Fußstapfen bei Familie Sackmann

Pandemie, Lockdown, Komplettrenovierung des Familienhotels – die Familie Sackmann stemmt alles gemeinsam. Wieso das gut geht bei den "bekennenden Dickschädeln" und wer am Ende das letzte Wort hat, darüber haben wir mit Daniel Sackmann gesprochen.

von Tobias Pützer
Fotograf: Hotel Sackmann

Di. 31. August 2021

Herr Sackmann, Sie haben – wie alle Menschen in der Hotelleriebranche – aufzehrende Monate hinter sich. Stichwort Lockdown. Bei Ihnen kam aber noch hinzu, dass Sie nicht nur mit Ihrem Bruder noch das Hotel Löwen übernommen haben, Sie haben auch mit ihrer Familie das Romantikhotel Sackmann komplett saniert. Da kam also einiges zusammen. Wie hält man das aus?

Da ist der Zusammenhalt in der Familie und im Team ein Riesenthema. Man muss einfach näher zusammenrücken, alleine hält das niemand aus. Die dann doch sehr hohe Investition, die Planung und Bauphase, wo dann während der Pandemie niemand abschätzen konnte, ob wir im Zeitplan und im Budget bleiben … da hatte ich zwischendurch ganz schön Muffensausen.

Wie viel schlaflose Nächte hatten Sie?

In der Hotellerie arbeiten wir viel und hart, da ist man am Ende des Tages fertig und kann gut schlafen. Doch zugegeben, ich hatte ein paar schlaflose Nächte. Nicht zuletzt wegen meinen Jungs – die sind jetzt ein und drei Jahre alt.

„Zwischendurch hatte ich ganz schön Muffensausen."
Daniel Sackmann

… und brauchen wahrscheinlich auch viel Aufmerksamkeit vom Vater.

Ganz genau! Aber trotz dieser Kraftakte überwiegt derzeit der Stolz auf das, was wir gemeinsam als Großfamilie geschafft haben. Zuallererst natürlich mein Vater, der nun sein persönliches Lebensziel erreicht hat: zwei Michelin Sterne, das war immer sein Traum. Die hat er sich im Gourmetrestaurant Schlossberg verdient. Außerdem wollte er immer das Hotel Sackmann rundum erneuern. Auch das haben wir im letzten Jahr bewerkstelligt. Zu guter Letzt hat er sich immer gewünscht, dass die Kinder den Betrieb übernehmen – auch das werden mein Bruder Nico und ich bald tun.

Dorfspaziergang Nr. 2

Wie schwer fühlt sich so ein Erbe an?

Das ist nicht leicht. Die Großeltern haben mit dem Hotel Sackmann schon große Fußstapfen hinterlassen. Mein Vater hat dann die Küche auf internationales Sterneniveau gehoben und sich mit dem Hotelumbau sein eigenes Denkmal gesetzt. Die Latte für meinen Bruder Nico und mich hängt also in luftigen Höhen. Zumal wir mit dem Hotel Löwen kürzlich noch einen zweiten Betrieb führen müssen.

"Mein Vater wird sicherlich mitmischen, solange er will und kann. Aber das ist auch gut so. Sein Erfahrungsschatz ist unersetzlich."
Daniel Sackmann über seinen Vater Jörg

Wie schwer wird es ihrem Vater fallen, endgültig loszulassen?

(lacht) Ich weiß nicht, ob das jemals passieren wird! Mein Opa Reinhold war auf jeden Fall bis zu seinem letzten Tag im Betrieb tätig. Und auch mein Vater wird sicherlich mitmischen, solange er will und kann. Aber das ist auch gut so. Sein Erfahrungsschatz ist unersetzlich.

Ihr Bruder ist der Koch, Sie sind der Manager – ein Dreamteam?

Irgendwie schon. Wir ergänzen uns und können beide tun, was uns erfüllt. Aber wir zwei sind auch nur ein Teil des Teams – unsere Frauen gehören genauso dazu. Sie bilden das Rückgrat, ohne das wir nicht bestehen könnten. Meine Schwägerin Anna kümmert sich in beiden Häusern um die Buchhaltung und arbeitet im Marketing mit. Meine Frau Sarah behält den Überblick im Service und Personalwesen. Damit entlasten sie uns extrem. Denn es ist ein Unterschied, ob man etwas an einen Mitarbeiter abgibt, oder an eine Vertrauensperson aus der Familie.

Wie ist das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Bruder?

Wir sind beide Dickschädel und setzen gern unseren Willen durch. Und wie das bei Brüdern meist so ist, geraten wir auch mal aneinander. Aber wir haben jeder unseren Aufgabenbereich gefunden, in dem wir uns wohlfühlen und respektieren die Stärken des anderen. So ist mein Bruder unbestritten der bessere Koch und hat das Händchen vom Vater geerbt. Da vertraue ich ihm vollkommen.

Wer hat das letzte Wort?

(lacht) Mein Vater.

Also doch eher Hierarchie als Miteinander?

Ja und nein. Mein Vater war schon immer ein Visionär. Und als solcher braucht er Raum für eigene Entscheidungen. Er ist ja nicht nur Familienoberhaupt, sondern auch der Eigentümer und Geschäftsführer. Trotzdem hat er uns immer – vor allem mit meiner Mutter – vorgelebt, das Zusammenhalt und Gemeinschaft das Wichtigste im Leben sind. Egal wie schwer oder stressig die Zeiten auch waren. Das hat sich auf die ganze Familie übertragen, die jetzt als großes Ganzes ebenfalls zusammenhält – komme was wolle.

"Nicht stehenbleiben, weiterkommen."
Jörg Sackmann

Wie darf man sich das bei den Sackmanns vorstellen? Gibt es einen Familienrat?

So könnte man es nennen. Wir essen zwei, drei Mal die Woche gemeinsam mittags im Hotel. Dabei besprechen wir im Kreis der Familie alles, was uns privat oder geschäftlich unter den Nägeln brennt. Und auch wenn Vater oft am Ende entscheidet, hat die Familie großen Einfluss.

Zusammenkommen, Probleme ansprechen – die Sackmann-Philosophie, die zum Erfolg führt?

Probleme dürfen nicht im Raum stehen bleiben. Die muss man angehen. Mein Vater sagt immer: Nicht stehenbleiben, weiterkommen. Und das geht nur, wenn Probleme Stück für Stück aus dem Weg geschafft werden.

Noch einmal zurück zu den Familienzusammenkünften. Was wird da aufgetischt?

Meist traditionelle Speisen vom Mittagsbuffet. Gestern hatten wir Spätzle und Geschnetzeltes.

Ihre Kinder sind noch recht klein, spüren Sie dennoch schon den Wunsch, dass sie später in den Familienbetrieb einsteigen?

Meine Eltern sind sehr glücklich darüber, dass ihre beiden Söhne ihr Hotel übernehmen. Und es wäre sicherlich schön, wenn Nico und ich es irgendwann in die Hände unserer Kinder legen könnten. Aber was mich erfüllt, muss nicht zwangsläufig auch für sie funktionieren. Sollten sie also einen anderen Lebensweg einschlagen wollen, werde ich das auch akzeptieren.

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